Janine/ Juli 3, 2021/ Alle Artikel, Schreiben

Vergessen Sie Schreibblockaden, Talent oder Inspiration

Gerade schlage ich mich mit so einer kleinen Schreibblockade herum oder eher einer gewissen Unlust, mich einfach hinzusetzen und zu schreiben, da stoße ich auf diese wundervollen Ratschläge der Schriftstellerin Octavia E. Butler. Ihr kennt Octavia E. Butler nicht? Ich kannte sie auch nicht, habe mich aber bei Wikipedia schlau gemacht. Sie war eine der ersten schwarzen Science-Fiction-Autorinnen und hat sich in ihren Bücher mit rassenproblematischen (was ist das, Wikipedia?) und feministischen Themen beschäftigt. Also, ein Grund, sie jetzt zu lesen. Aber vor allem sollten wir ihre Ratschläge zum Schreiben befolgen. Sie hat während ihrer gesamten schriftstellerischen Karriere immer Einblick in ihren kreativen Prozess erlaubt.

Inspiration: Vergesst Inspiration. Gewohnheit ist viel verlässlicher. Gewohnheit hält Dich bei Deinem Thema, ganz unabhängig davon, ob Du inspiriert bist oder nicht. Gewohnheit hilft dir dabei,  Deine Geschichte zu Ende zu erzählen und sie auch zu verbessern. Inspiration tut das nicht. Gewohnheit ist praktisches Durchhaltevermögen. Ich sage meinen Studentinnen immer, es kommt eine Zeit, in der Du das, was Du geschrieben hast, verbrennen willst oder einfach die Toilette runterspülen willst.  Aber wenn du dann einfach weitermachst weißt du, was dazu gehört, ein Schriftstellerin zu sein und nicht nur den Wunsch zu verspüren, Schriftstellerin zu werden.

Vergessen Sie Schreibblockaden, Talent oder Inspiration

Zur Schreibblockade: Für mich ist eine Schreibblockade nichts, was besagt, dass Du nicht schreiben kannst, sondern es bedeutet nur, dass das, was Du gerade geschrieben hast, nichts wert ist. Und dass Schreiben schwierig und manchmal nicht besonders angenehm ist.

Wie wird Frau eine Schriftstellerin: Sie sollten Kurse fürs Schreiben besuchen, weil das eine großartige Möglichkeit ist, Zuhörerinnen zu finden, wodurch Du sicherstellen kannst, ob das, was Du aussagen wolltest, auch so angekommen ist.

Talent: Vergessen sie Talent einfach. Ich empfehle, dass Sie sich die Bestsellerlisten angucken und dann können Sie sehen, wer ausser Ihnen auch noch  kein Talent hat und sich dadurch aber nicht daran hathindern lassen, weiter zu schreiben. Machen Sie sich einfach nichts draus. 

Vergessen Sie Schreibblockaden, Talent oder Inspiration

Noch mal Inspiration: Vergessen Sie Inspiration, weil Inspiration eher ein Grund dafür ist, heute nicht zu schreiben wie z.B: ich kann heute nicht schreiben, weil ich nicht inspiriert bin. Schauen Sie sich um, es gibt immer etwas, das Sie inspirieren kann. Schreiben Sie dann darüber.

Wichtigste Eigenschaft eines Menschen, der gerne Schriftstellerin werden möchte, ist Durchhaltevermögen. Einfach dabei bleiben, weiter lernen, wie man schreibt und immer weiter versuchen.

Genre: ich sage immer, macht euch bitte keine Gedanken über über das Genre. Das ist nur ein Marketinginstrument und darüber können sich andere Menschen den Kopf zerbrechen.

Inhalt skizzieren: Wenn Sie eine grobe Skizze von Ihrem Buchprojekt machen können, dann sollten sie das tun. Es hilft Ihnen vielleicht Schritt für Schritt zu wissen, ob sie mit Ihrem Text auch in die Richtung gehen, in die Sie gehen wollten und wie Sie dorthin kommen.

Schreibprozess: Sie sollten immer in der Lage sein, ihre Geschichte in einem einzigen, starken, aktiven Satz sagen zu können. Ich benutze mal ein Beispiel von meinem eigenen Buch „Kindred“ (deutsch. Vom gleichen Blut). Das ist die Geschichte einer schwarzen Frau,  die wieder zurück in die Zeit vor den Krieg im Süden geht, dabei kämpfen muss, um die Sklaverei zu überleben. So wissen Ihre Zuhörerinnen, wer der Charakter ist, und Sie wissen auch, welcher Kampf sie führen muss und dass sie ihn überleben wird.

Vergessen Sie Schreibblockaden, Talent oder Inspiration

Zurückweisung: Das müssen sie einfach akzeptieren, sie werden immer wieder zurückgewiesen werden,  selbst wenn sie inzwischen gelernt haben, professionell zu schreiben. Sie werden durch Zurückweisung immer mehr lernen. Denn wenn Sie nichts dazu lernen, dann wird das, was sie schreiben allmählich fade und abgestanden und sie schreiben  immer und immer wieder das Gleiche.

Hoffnungsvolle Hochschulstudentinnen: Ich habe zu Studentinnen gesprochen, die gerne Schriftstellerinnen werden würden, und sie fragen dann oft, welches Hauptfach sie wählen sollten. Ich sage Ihnen dann: Geschichte, Anthropologie, irgendetwas, was sie dazu befähigt, Menschen besser zu verstehen. Das ist viel besser, als ein Fach studieren, in dem Sie lernen, Wörter zu arrangieren. Ich weiß nicht, ob das ein guter Rat ist oder nicht, aber er fühlt sich für mich gut an.

Sie fangen nicht damit an gute Sachen zu schreiben. Sie fangen damit an, dummes Zeug zu schreiben und sie denken dann es sei gutes Zeug. Aber wenn Sie weiterschreiben, dann werden Sie allmählich besser.

Vergessen Sie Schreibblockaden, Talent oder Inspiration

Noch mal Schreibblockade  und Durchhaltevermögen: Schreiben Sie einfach immer weiter. Jeden Tag.  Lassen Sie sich nicht entmutigen, seien Sie diszipliniert. Wenn sie wirklich eine Schriftstellerin sind, dann können sie einfach nicht aufhören, zu schreiben. Ich hatte einen Lehrer, der immer sagte, wenn irgendetwas Dich daran hindern kann, eine Schriftstellerin zu werden und zu schreiben, dann bist Du auch keine Schriftstellerin.

Rat für junge Schriftstellerinnen:  Das erste Rat ist es natürlich, zu lesen. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen glauben, sie würden gerne Schriftstellerin werden, aber sie lesen merkwürdigerweise nicht gern. Mein zweiter Rat ist es,  zu schreiben, jeden Tag, ob sie Lust dazu haben oder nicht. Vergessen Sie Inspiration, vergessen Sie Talent. Ganz egal, ob Sie Talent haben, schreiben Sie einfach weiter. Talent und Inspiration spielen wirklich keine Rolle.

Ich bin so erleichtert. Jetzt schreibe ich einfach weiter, Talent- und Inspirationslos, aber voller Durchhaltevermögen. Thanks, Octavia E. Butler. You made my Day!

 

 

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